Albertine Assor
Albertine Assor (* 22. März 1863 in Zinten/Ostpreußen; † 22. Februar 1953 in Hamburg) war Gründerin und erste Oberin des Mutterhauses „Siloah“ in Hamburg, dem heutigen Albertinen-Diakoniewerk.
Leben
1874 ließ sie sich taufen. Ihr Vater gab noch mit 44 Jahren seinen Beruf als Maurerpolier auf und wurde Kolporteur und Baptistenprediger. Anfang 1891 kam sie nach Berlin, um sich im Schneiderhandwerk weiterzubilden. Im Auftrag der „Bergemann`schen Missionsgesellschaft“ wurde Albertine Assor 1891 von Eduard Scheve als Schwester für den Gemeindedienst in Berlin geworben. Sie betätigte sich in der Sonntagschularbeit und rief einen Jungfrauenverein ins Leben. 1894 wurde ihr die Leitung eines Mädchenheims in Bochum übertragen. Schon ein Jahr später kehrte sie jedoch nach Berlin zurück, um in einer hier entstandenen Stationsgemeinde Pionierarbeit zu leisten. Nach einer kurzen Zeit als Gemeindeschwester in Stade gehörte sie dann ab 1902 dem Diakonissenhaus „Tabea“ in Altona an. Auch hier war sie bald eine der führenden Persönlichkeiten. Nach einem Zerwürfnis mit dem Vorstand des Werkes gründete sie 1907 ein neues Mutterhaus unter dem Namen „Siloah“. Neben ihrer Tätigkeit in der Krankenpflege widmete sich Albertine Assor weiterhin der Frauen- und Mädchenarbeit unseres Bundes. 1921 trat sie die Nachfolge von Schw. Frida Fetzer und Else Neuschäfer im Amt der 1. Vorsitzenden des Schwesternverbandes an, legte dieses jedoch schon auf der 1. Jugendkonferenz in Saarow (1923) aufgrund von Meinungsverschiedenheiten nieder. Sie folgte einem Ruf nach Schorborn, um dort ein Müttererholungsheim aufzubauen. Schon 1925 wurde sie jedoch wieder in „ihr“ Diakonissenmutterhaus zurückgerufen. Albertine Assor ist es zu verdanken, dass 1927 in Hamburg das erste baptistische Krankenhaus übernommen werden konnte. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Verwaltungsrates Carl Schneider, und dem 1931 berufenen ersten Direktor Hans Fehr, stand sie dem Haus „Siloah“ bis zu ihrer Pensionierung im September 1941 als Oberin vor. Im Jahr ihres Ausscheidens wurde das Haus „Siloah“ nach seiner Gründerin umbenannt in „Albertinenhaus“. Ihren „Feierabend“ verbrachte sie in der ostpreußischen Heimat, um ihrer Nachfolgerin Martha Kropat freie Hand zu lassen. Im Winter 1945 gelang ihr die Flucht über die Ostsee und Rückkehr ins Mutterhaus nach Hamburg. (Kurzbiographie von Axel Steen aus: G. Balders [Hg.], Ein Herr, 1984, 339, ergänzt von RF)
Autobiographie: Deine Augen sahen mich. Ungeschminkte Ansichten einer hamburgischen Mutterhaus-Oberin, hg.v. Albertinen-Diakoniewerk Hamburg-Schnelsen mit einem Nachwort v. Walter Füllbrandt, Wuppertal 1989 (205 S.); 2., um ein Vorwort und eine historische Einordnung erweiterte Ausgabe unter Mitarbeit von Elisabeth Grigoleit, Harold Eisenblätter, Reiner Hinck und Frank Fornaçon, Ahnatal 2007 (124 S.).
Martha Schwegler, Albertine Assor und der Werdegang des „Albertinen-Hauses“, o.O. o.J., Manuskript (Archiv Albertinen Diakoniewerk).
Porträt von Dr. Rolf Stumm: Albertine Assor - eine Frau voller Kraft und Glauben. Bilder und Texte einer Ausstellung, in: Albertine Assor, Deine Augen sahen mich. Ungeschminkte Ansichten einer hamburgischen Mutterhaus-Oberin, hg. v. Albertinen-Diakoniewerk e.V. Hamburg-Schnelsen, Wuppertal/Kassel 1989, S. 173.174.178.182.186.190.
Astrid Giebel, Glaube, der in der Liebe tätig wird (Baptismus-Studien 1), Kassel 2000, S. 138-143.148-152.
Elisabeth Grigoleit, Albertine Assor, Deutschland (1863-1953), in: G. Wieske (Hg), Sie folgten Jesus nach, Bd. 2, Bornheim/Bonn 2000, S. 64-75; wieder neu in: G.Wieske (Hg), Glaubensfreiheit. Geschichten von Menschen, die Mut machen, Kassel 2020, S. 97-111.
Herausfordernd: Albertine Assor, in: Auf klarem Kurs. 100 Jahre. Vom Diakonissenverein Siloah zur Albertinen-Gruppe, Ahnatal/Hamburg 2007, S. 24-39 (Text: Frank Fornaçon).
Frank Fornaçon, Albertine Assor: Eine zutiefst ermutigende Frau, in: Albertine Assor. Deine Augen sahen mich. Ungeschminkte Ansichten einer Hamburger Mutterhaus-Oberin, Hg. Albertinen-Diakoniewerk e.V., Ahnatal 2. Aufl. 2007, S. 13-28.
wikipedia-Art. Albertine Assor: https://de.wikipedia.org/wiki/Albertine_Assor
zur Geschichte der Immanuel-Albertinen-Diakonie (mit Foto Albertine Assor): https://immanuelalbertinen.de/konzern/unsere-geschichte/ und Hamburger Persönlichkeiten: http://www.hamburgerpersoenlichkeiten.de/hamburgerpersoenlichkeiten/member_file_uploads/helper.asp?id=2478] (Käte Petersen, Hamburger Abendblatt, 19.7.2016)
Quellen
Regeln des Diakonissenvereins „Siloah“, Hamburg 1907 (Archiv des Albertinen-Diakoniewerks Hamburg, heute: Immanuel Albertinen Diakonie).
Nachlass Albertine Assor, darunter autobiographische Aufzeichnungen von ca. 1947, veröffentlicht 1989 unter dem Titel „Deine Augen sahen mich“ (Archiv des Albertinen-Diakoniewerks, Hamburg, heute: Immanuel Albertinen Diakonie).
Handbuch M. Jelten, 1997, S. 145.
Veröffentlichungen
Bericht über die 3. Konferenz der Jungfrauenvereinigung von Berlin, in: Tabea (Zeitschrift der Frauen- und Jungfrauenvereine) 1894; wieder abgedruckt in: Albertine Assor, Deine Augensahen mich, Wuppertal und Kassel 1989, S. 21f.
Die weibliche Diakonie, in: Tabea (Zeitschrift der Frauen- und Jungfrauenvereine) 1905, S. 10-12; wieder abgedruckt in: A. Assor, Deine Augen sahen mich, ebd. S. 57f.
Regeln des Diakonissenvereins „Siloah“, Hamburg 1907 (Archiv Albertinen-Diakoniewerk Hamburg). Diakonissenheim Siloah, in: Tabea 1908; wieder abgedruckt in: A. Assor, Deine Augen sahen mich, ebd. S. 71f.
An die Wanderfürsorgerinnen, in: Tabea 1920; wieder abgedruckt in: A. Assor, Deine Augen sahen mich, ebd, S. 85f.
Etwas aus dem Erholungsheim Schorborn, in: Jungbrunnen 1923, Nr. 3, S. 41f.
Frauen der Bibel, o.J.
weitere Werke siehe A.Giebel, Glaube, der in der Liebe tätig wird (Baptismus-Studien 1), Kassel 2000, S. 327.333.
Literatur
50 Jahre Diakonissenhaus Tabea 1899-1949, S. 11.13 (Paul Pohl);
Martha Kropat, Albertine Assor. Ein Leben für Christus und sein Reich, in: Die Gemeinde 1953, Nr. 21-23, S. 6 (hg. auch als Broschüre);
Hans Fehr, Ein Leben für den Mitmenschen. Nachruf auf Albertine Assor, Febr. 1953, Manuskript (Archiv Albertinen-Diakoniewerk Hamburg);
Worte des Gedenkens beim Trauergottesdienst von Albertine Assor in der Oncken Kirche, in: Mitteilungen an Vorstand und Schwesternschaft Nr. 99, März 1953;
Festschrift Fünfzig Jahre Albertinen-Haus 1907-1957;
Donat, Ausbreitung, 1960, S. 478.479.481.496f.498.499;
Martha Kropat, Albertine Assor, die Gründerin von „Siloah“. Vor hundert Jahren, am 22. März 1863, wurde sie geboren, in: Die Gemeinde 12/1963, S. 7;
Festschrift 100 Jahre Ev.-Freikirchliche Gemeinde Hamburg-Altona I, 1871-1971, S. 36f.45 (Hans Luckey);
G. Balders (Hg), Ein Herr, 1984, S. 49;
Festschrift 150 Jahre Oncken-Gemeinde 1834-1984, Hamburg 1984, S. 43-46 (Harald Becker);
Albertine Assor - eine Frau voller Kraft und Glauben. Bilder und Texte einer Ausstellung, in: Albertine Assor, Deine Augen sahen mich. Ungeschminkte Ansichten einer hamburgischen Mutterhaus-Oberin, hg.v.Albertinen-Diakoniewerk e.V. Hamburg-Schnelsen, Wuppertal/Kassel 1989, S. 173-193 (Text: Dr. Rolf Stumm);
Elisabeth Grigoleit, Vorwort, in: ebenda, S. 7;
Elisabeth Grigoleit, Die Herausforderung des Glaubens und der Welt, in: Grenzen überschreiten. 25 Jahre Albertinen-Krankenhaus Hamburg-Schnelsen, 1989, S. 20-25 (außerdem 12-14);
Elisabeth Grigoleit, Albertine Assor – damals uns heute schon voraus, in: Blickpunkt Gemeinde 3/89, S. 15-17;
Andrea Strübind, Unfreie Freikirche, (1991) ²1995, S. 272;
Gotthard Schüttel, Diakonie im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, in: 40 Jahre Diakonische Arbeitsgemeinschaft evangelischer Freikirchen. Vertretung der „Freikirchen“ im Diakonischen Werk der EKD, 1957-1997, Stuttgart 1997, S. (82-90) 86;
Festschrift 100 Jahre Tabea 1899-1999, S. 26f.37.38.62.76f.79.84;
Astrid Giebel, Glaube, der in der Liebe tätig wird (Baptismus-Studien 1), Kassel 2000, Register (bes. 138-143.148-152 und 192.193.327.328.329.333);
Elisabeth Grigoleit, Albertine Assor, Deutschland (1863-1953), in: G. Wieske (Hg), Sie folgten Jesus nach, Bd. 2, Bornheim/Bonn 2000, S. 64-75, wieder neu in: G.Wieske (Hg), Glaubensfreiheit. Geschichten von Menschen, die Mut machen, Kassel 2020, S. 97-111;
Astrid Giebel, „Jeder Christ ein Diakon“ - Die Erneuerung des Diakonats im Bund Ev.-Freikirchlicher Gemeinden, in: ThGespr 2001, Beiheft 3 (Die diakonische Gemeinde), S. (57-66) 59.65;
Harold Eisenblätter, Missionarisch leben ist Hingabe, in: Edwin Brandt (Hg), Missionarisch leben. Ermutigungen zu einem Leben für andere, Kassel 2004, S. (29-34) 33;
Auf klarem Kurs. 100 Jahre. Vom Diakonissenverein Siloah zur Albertinengruppe, 2007, S. 22-39.77.104.116.162 (Text: Frank Fornaçon);
Elisabeth Grigoleit, Vorwort, in: Deine Augen sahen mich. Ungeschminkte Ansichten einer Hamburger Mutterhaus-Oberin, hg.v. Albertinen-Diakoniewerk e.V, Ahnatal ²2007, S. 10-12;
Andrea Strübind, „Wir Christen unter Zuschauern“. Die deutschen Baptisten und die Judenverfolgung in der Zeit der NS-Diktatur, in: Daniel Heinz (Hg), Freikirchen und Juden im „Dritten Reich“. Instrumentalisierte Heilsgeschichte, antisemitische Vorurteile und verdrängte Schuld, Göttingen 2011, S. (151-181) 178 A. 103 (jetzt auch in: ZThG 23/2018, S. (78-107) 103 A. 103);
Thorsten Graff, Diakonie neu denken. Vor 70 Jahren starb Albertine Assor, in: Die Gemeinde 4/2023, S. 14f;
Gyburg Beschnidt, Albertine Assor - Hoffnung auf eine gute Zusammenarbeit, in: gewagt! Hoffnung leben. Themenjahr 24, Hg.: Verein 500 Jahre Täuferbewegung 2025 e.V., Frankfurt/Kassel 2024, S. 54f;
Festschrift zum 150. Jubiläum am 19. November 2021. Eine Chronik, Hg. Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Hamburg-Altona, Hamburg 2024, S. 41.
vgl. auch wikipedia-Art. Albertine Assor (dort weitere Lit.).
Bildnachweis: Albertinen-Diakoniewerk Hamburg, heute: Immanuel Albertinen Diakonie.