johann_kargel

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-{{  :kargel-iwan-zwischen_den_enden_der_erde_download_pdf.png?nolink&200x304}}Er war Sohn eines deutschen Vaters und einer armenischen Mutter (nach Gutsche). 1869 erfuhr er eine Bekehrung auf einer Dampferfahrt auf dem Schwarzen Meer und wurde noch im gleichen Jahr in Tiflis getauft von Martin Kalweit (1833-1918), der den russischen Baptismus begründete. Er wurde Mitglied der kleinen Baptistengemeinde in Tiflis, die sich zum deutschen Bund zählte. 1872 zog er nach Odessa zur Familie von Johann Wieler (1839-1889), dem Mitbegründer der Baptistengemeinde Odessa und Reiseprediger der Mennoniten-Brüdergemeinde. 1873 begegnete er dem Baptistenprediger Karl Ondra aus Wolhynien, der ihm einen Dienst in der Baptistengemeinde Soroczyn/Sorotschin vermittelte. 1874 nahm er an einem fünfmonatigen Ausbildungskurs auf der baptistischen Missionsschule in Hamburg teil (Die Lehrer Lehrer waren Oncken, Köbner und Braun). 1875 reiste er nach St. Petersburg, übernahm die kleine deutsche Baptistengemeinde dort und überwandt ihre inneren Spannungen. 1878 kam er in Berührung mit der russischen Erweckung und deren Führern Graf Modest Korff und Wassilij Paschkow. Auch begegnete er Dr. Friedrich Wilhelm Baedeker, der zu den Offenen Brüdern gehörte. 1880 begann er mit seiner jungen russischen Frau Anna eine Pionierarbeit in Rustschuk/Bulgarien im Auftrag der Hamburger Gemeinde. Hier erlebte Kargel eine Wende vom Baptistischen zum Überkonfessionellen und näherte sich außerdem der Heiligungsbewegung an. Nun wurde er vermehrt von Mennoniten-Brüdergemeinden eingeladen. 1884 zog er nach Petersburg zurück und stand von nun an ganz im Dienst der dortigen Erweckung. An der ersten Allianz-Konferenz in Russland wirkte er mit neben Paschkow, Korff und Baedeker. Als die Konferenz von der Polizei aufgelöst und Korff und Paschkow des Landes verwiesen wurden, übernahm er die Betreuung der Gläubigen. Weil der polizeiliche Druck zunahm, zog er 1888 mit seiner Familie nach Hapsal in Estland, zwei Jahre später nach Finnland. Erst 1898 kehrte er nach Petersburg zurück, hatte aber die ganze Zeit Kontakt zu den Gläubigen dort, um sie zu stärken. Er fühlte sich am meisten mit den Mennoniten-Brüdergemeinden verbunden. 1884 unternahm er eine Missionsreise mit Johann Wieler in die deutschen Kolonien an der Wolga. 1887 bis 1895 besuchte er die Mennonitengemeinden auf ihren Konferenzen und gab Bibelunterricht. Viele Reisen unternahm er gemeinsam mit Dr. Baedeker. Kargel wagte es seit 1884 auf russisch zu predigen und dolmetschte Dr. Baedeker. Sie hielten Vorträge in Gemeinden verschiedener Konfessionen, suchten verfolgte Brüder in ihren Verbannungsorten auf und begannen eine Gefängnismission auf ihren Reisen 1890 und 1895. Baedeker wurde sein väterlicher Freund und theologischer Lehrer. In Petersburg predigte Kargel gern über die Heiligung, aber die jungen Leute folgten Ivan Prochanow (1869-1935), der mit ihnen eine neue Gemeinde gründete, die er "Evangeliumschristen" nannte. Dennoch fanden Kargel und Prochanow wieder zusammen und hielten seit 1905 gemeinsam Bibelkurse ab. Kargel unterrichtete die Themen Sünde und Heiligung, später wandte er sich der Auslegung der Offenbarung zu, was in Russland niemand zuvor unter den Evangeliumschristen und Baptisten gelehrt hatte. Von 1906 bis 1911 erschien seine Auslegung der Offenbarung in deutscher Sprache in der Zeitschrift "Der Hausfreund". In den 1920er Jahren predigte und unterrichtete er auf diversen Bibelkursen. Seinen Lebensabend verbrachte Kargel in der Ukraine. Kargel hat duch seine Schriften die freikirchliche Bewegung in der Sowjetunion bis ans Ende der 1980er Jahre nachhaltig geprägt. Er war seit 1880 verheiratet mit Anna Aleksandrowa; sie hatten zwei Töchter. (//RF nach Johannes Dyck//)+{{  :kargel-iwan-zwischen_den_enden_der_erde_download_pdf.png?nolink&200x304}}Er war Sohn eines deutschen Vaters und einer armenischen Mutter (nach Gutsche). 1869 erfuhr er eine Bekehrung auf einer Dampferfahrt auf dem Schwarzen Meer und wurde noch im gleichen Jahr in Tiflis getauft von Martin Kalweit (1833-1918), der den russischen Baptismus begründete. Er wurde Mitglied der kleinen Baptistengemeinde in Tiflis, die sich zum deutschen Bund zählte. 1872 zog er nach Odessa zur Familie von Johann Wieler (1839-1889), dem Mitbegründer der Baptistengemeinde Odessa und Reiseprediger der Mennoniten-Brüdergemeinde. 1873 begegnete er dem Baptistenprediger Karl Ondra aus Wolhynien, der ihm einen Dienst in der Baptistengemeinde Soroczyn/Sorotschin vermittelte. 1874 nahm er an einem fünfmonatigen Ausbildungskurs auf der baptistischen Missionsschule in Hamburg teil (Die Lehrer Lehrer waren Oncken, Köbner und Braun). 1875 reiste er nach St. Petersburg, übernahm die kleine deutsche Baptistengemeinde dort und überwandt ihre inneren Spannungen. 1878 kam er in Berührung mit der russischen Erweckung und deren Führern Graf Modest Korff und Wassilij Paschkow. Auch begegnete er Dr. Friedrich Wilhelm Baedeker, der zu den Offenen Brüdern gehörte. 1880 begann er mit seiner jungen russischen Frau Anna eine Pionierarbeit in Rustschuk/Bulgarien im Auftrag der Hamburger Gemeinde. Hier erlebte Kargel eine Wende vom Baptistischen zum Überkonfessionellen und näherte sich außerdem der Heiligungsbewegung an. Nun wurde er vermehrt von Mennoniten-Brüdergemeinden eingeladen. 
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 +1884 zog er nach Petersburg zurück und stand von nun an ganz im Dienst der dortigen Erweckung. An der ersten Allianz-Konferenz in Russland wirkte er mit neben Paschkow, Korff und Baedeker. Als die Konferenz von der Polizei aufgelöst und Korff und Paschkow des Landes verwiesen wurden, übernahm er die Betreuung der Gläubigen. Weil der polizeiliche Druck zunahm, zog er 1888 mit seiner Familie nach Hapsal in Estland, zwei Jahre später nach Finnland. Erst 1898 kehrte er nach Petersburg zurück, hatte aber die ganze Zeit Kontakt zu den Gläubigen dort, um sie zu stärken. Er fühlte sich am meisten mit den Mennoniten-Brüdergemeinden verbunden. 1884 unternahm er eine Missionsreise mit Johann Wieler in die deutschen Kolonien an der Wolga. 1887 bis 1895 besuchte er die Mennonitengemeinden auf ihren Konferenzen und gab Bibelunterricht. Viele Reisen unternahm er gemeinsam mit Dr. Baedeker. Kargel wagte es seit 1884 auf russisch zu predigen und dolmetschte Dr. Baedeker. Sie hielten Vorträge in Gemeinden verschiedener Konfessionen, suchten verfolgte Brüder in ihren Verbannungsorten auf und begannen eine Gefängnismission auf ihren Reisen 1890 und 1895. Baedeker wurde sein väterlicher Freund und theologischer Lehrer. 
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 +In Petersburg predigte Kargel gern über die Heiligung, aber die jungen Leute folgten Ivan Prochanow (1869-1935), der mit ihnen eine neue Gemeinde gründete, die er "Evangeliumschristen" nannte. Dennoch fanden Kargel und Prochanow wieder zusammen und hielten seit 1905 gemeinsam Bibelkurse ab. Kargel unterrichtete die Themen Sünde und Heiligung, später wandte er sich der Auslegung der Offenbarung zu, was in Russland niemand zuvor unter den Evangeliumschristen und Baptisten gelehrt hatte. Von 1906 bis 1911 erschien seine Auslegung der Offenbarung in deutscher Sprache in der Zeitschrift "Der Hausfreund". In den 1920er Jahren predigte und unterrichtete er auf diversen Bibelkursen. Seinen Lebensabend verbrachte Kargel in der Ukraine. Kargel hat durch seine Schriften die freikirchliche Bewegung in der Sowjetunion bis ans Ende der 1980er Jahre nachhaltig geprägt. Er war seit 1880 verheiratet mit Anna Aleksandrowa; sie hatten zwei Töchter. (//RF nach Johannes Dyck//)
  
 //zur Biographie//: Johannes Dyck, Johann Kargel und der Weg zu seiner Auslegung der Offenbarung, in: BSB-Journal.de. Theologische Zeitschrift für Gemeinde und Mission, Bibelseminar Bonn, Nr. 2 vom November 2011, S. 25-33: [[https://bsb-online.de/wp-content/uploads/2020/08/bsb-journal-de-2011-2.pdf|https://bsb-online.de/wp-content/uploads/2020/08/bsb-journal-de-2011-2.pdf]]. //zur Biographie//: Johannes Dyck, Johann Kargel und der Weg zu seiner Auslegung der Offenbarung, in: BSB-Journal.de. Theologische Zeitschrift für Gemeinde und Mission, Bibelseminar Bonn, Nr. 2 vom November 2011, S. 25-33: [[https://bsb-online.de/wp-content/uploads/2020/08/bsb-journal-de-2011-2.pdf|https://bsb-online.de/wp-content/uploads/2020/08/bsb-journal-de-2011-2.pdf]].
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